Bruno, Giordano, italienischer Philosoph, * 1548 in Nola, † 17. Februar 1600 in Rom. Er legte sich mit der Religion an und bezahlte dies mit seinem Leben.
Filippo Bruno wird als Sohn eines Söldners 1548 in Nola bei Neapel geboren. Er studiert ab 1562 humanistische Philosophie in Neapel und tritt 1565 in ein Dominikanerkloster ein. Dort nimmt er den Ordensnamen Giordano an. Es dauert nicht lange, bis er zum ersten Mal Ärger bekommt. Er verweigert
die Verehrung der Jungfrau Maria und hängt die Heiligenbilder in seiner
Klosterzelle ab. Sein Novizenmeister ist empört, nimmt dies aber als jugendliche
Verirrung zunächst noch hin. 1572 wird Bruno zum Priester geweiht und beginnt
die Schriften des Aristoteles und Thomas von Aquin zu studieren. Doch die Probleme
hören nicht auf. 1576 zweifelt er öffentlich an der Dreieinigkeit,
was die Kirche seit dem dritten Jahrhundert als eine der schlimmsten Ketzereien
ansieht. Bruno wird angeklagt. Odyssee durch Europa Brunos weiteres Leben wird zu einer unsteten Wanderung durch das
Europa der Renaissance. Seine nächste Station ist Genf. Er tritt der
calvinistischen Kirche bei, bei der er seine Ansicht über die Heiligenverehrung
geteilt findet. Calvin hasst jedoch das heliozentrische Weltbild des ►Kopernikus,
für
das Bruno eintritt. Bruno wird als Ketzer angeklagt und von Calvin exkommuniziert.
Er flieht nach Toulouse, wo er 1579 einen Lehrstuhl erhält. Aus der
Lehre der griechischen Naturphilosophen und dem Weltbild des Kopernikus
entwickelt er seine eigene Philosophie. Dort beginnt auch sein photographisches
Gedächtnis
Aufsehen zu erregen. Bruno hat ein eigenes mnemonisches System entwickelt,
doch verbreitet sich das Gerücht, dass er über magische Fähigkeiten
verfüge. Unendliche Welten voller Leben Im Mittelpunkt seines Denkens steht die Annahme, das ►Universum sei unendlich nicht nur in Raum und Zeit, sondern auch in der Anzahl und Vielfalt der existierenden Dinge. Damit stellt er sich in Gegensatz zur scholastischen Methode. Deren Vertretern wirft er vor, nur Abstraktionen gelten zu lassen und für die Vielheit der Welt blind zu sein. Bruno sieht das Universum als ein organisches Ganzes, in dem alle Dinge miteinander wechselwirken. Gott und Natur sind eins. Daher kann Gott nicht durch philosophische oder theologische Argumente erkannt werden, sondern nur durch die Erforschung der Natur. All dies sind gefährliche Ansichten, denn für die ►Erkennung Gottes hält sich allein die katholische Kirche für zuständig. Aber es kommt noch schlimmer. Die Erde, behauptet Bruno, ist nicht der Mittelpunkt des Universums, sondern nur eine Welt von unendlich vielen. Die Sterne sind gleich der Sonne, umkreist von Planeten, die von einer unendlichen Anzahl ►intelligenter Lebewesen bevölkert sind. Die Kirche, die sich hier als Organisation auf einem unbedeutenden Planeten dargestellt sieht, wird ihm diese Relativierung nicht verzeihen. Nichts als Ärger Bruno kehrt 1585 zurück nach Paris und macht sich sofort durch eine
Thesensammlung gegen Aristoteles und eine Schmähschrift gegen den
katholischen Professor Fabrizio Mordente unbeliebt. Er muss Paris verlassen,
reist nach Deutschland und erreicht eine Lehrerlaubnis in Wittenberg.
Dort lehrt er zwei Jahre lang Philosophie. Als in Wittenberg der Boden
für ihn zu heiß wird, geht
er nach Prag, dann nach Helmstedt, wo er wieder ein kurzes Gastspiel
an der Universität
gibt. Auch hier lässt der Ärger nicht lange auf sich warten:
Nach öffentlichen
Zweifeln an Christi Gottessohnschaft wird er nun auch von den Lutheranern
exkommuniziert. Verraten und verkauft Bruno nimmt eine Einladung nach Venedig an. Sein Gastgeber, der venezianische
Adlige Giovanni Moncenigo, gibt vor, die Gedächtniskunst lernen
zu wollen. Tatsächlich verlangt er eine Einweihung in magische Künste.
Bruno lehnt dies ab - zweifellos auf eine nicht ganz höfliche Weise.
Der beleidigte Moncenigo denunziert seinen Gast als Ketzer und Magier
bei der Heiligen Inquisition in Venedig. Am 22. Mai 1592, kurz vor seiner
geplanten
Abreise, wird Giordano Bruno verhaftet. "Heute sah ich mit eigenen Augen, wie Giordano Bruno, als Ketzer überführt,
auf dem Campo dei Fiori vor dem Theater des Pompeius öffentlich verbrannt
wurde. […] Am 9. Februar war Bruno im Palast des Großinquisitors
und in Gegenwart der erlauchtesten Kardinal-Inquisitoren, der theologischen
Berater und des römischen Stadtoberhaupts in den Gerichtssaal geführt
worden, wo er niederknien und den Urteilsspruch anhören musste. Erst
wurde von seinem Leben und seiner Lehre berichtet und darauf hingewiesen,
mit welcher Fürsorglichkeit die Inquisition versucht hatte, ihm seinen
Irrweg aufzuzeigen und ihn brüderlich zu ermahnen. Geschildert wurde,
wie hartnäckig und gottlos Bruno gewesen war. Dann wurde ihm seine
Stellung als Geistlicher aberkannt, worauf man ihn exkommunizierte und
dem weltlichen Arm zur Bestrafung übergab mit der Bitte, die Strafe
möge so gnädig ausfallen wie möglich. Während der ganzen
Zeit erwiderte Bruno kein Wort, nur einmal sagte er: "Vielleicht habt
ihr, die ihr dies Urteil fällt, mehr Grund zur Angst als ich, der
ich es hinnehmen muss." Brunos Bücher wurden auf den Index der verbotenen Schriften gesetzt und blieben dort bis 1965. Das Todesurteil gegen Giordano Bruno wurde erstmals von Papst Johannes Paul II. am 12. März 2000 am 'Tag der Vergebung' öffentlich bedauert.
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