Islam (v. arab. "Hingabe an Gott"), monotheistische Religion, die auf Schriften ihres Gründers Mohammed basiert.

Der Islam ist mit 1,3 Milliarden Gläubigen nach dem ►Christentum die zweitgrößte und zugleich die jüngste der Weltreligionen.  Er wurde um 610 von dem Kaufmann Mohammed und seinen Anhängern in der arabischen Stadt Mekka gegründet. Zwischen 610 und 630 schrieb Mohammed den Koran nieder, der in 114 Suren die Glaubensgrundsätze des Islam enthält.

Der Islam sieht sich selbst als einen Universalglauben, der Judentum und Christentum mit einschließt. Jesus und die Propheten des alten Testaments werden als Vorläufer Mohammeds anerkannt. Jedoch betrachtet er bestimmte Bekenntnisse wie die christliche Erbsünde, die Gottgleichheit Jesu oder die Dreieinigkeit als blasphemische Verirrungen, die nicht von den Propheten gelehrt, sondern später hinzugefügt wurden. Die fünf Säulen des Islam sind der Glaube an ►Gott und an Mohammeds Prophetenschaft, regelmäßige Gebete, Hilfe für Bedürftige und Kranke, ein jährlicher Fastenmonat (Ramadan) und die Pilgerreise nach Mekka. Der Islam enthält weniger mystische Elemente und einen klareren Monotheismus als das Christentum. Bildliche Darstellungen Gottes sind verboten. Jeder Einzelne ist für seinen Glauben und seine Handlungen selbst verantwortlich und bedarf keiner Kirche, die ihn leitet. Allerdings mischt sich der Islam stark in das tägliche Leben ein und auferlegt dem Gläubigen eine Kette enger Verhaltensvorschriften.

Die Vorherrschaft des Islam

Noch vor Mohammeds Tod verbreitete sich der Islam schnell über die arabische Halbinsel. In der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts eroberten arabische Armeen Palästina, Syrien, Mesopotamien, Ägypten und Persien. Später breitete sich der Islam über ganz Nordafrika aus, gründete Provinzen in Süditalien und Spanien und erreichte Indien und China. Im Gegensatz zum Christentum tolerierte der Islam die anderen Religionen in den eroberten Gebieten zumeist. Es kam zu einer Blütezeit von islamischer Kultur, Wissenschaft und Medizin.

Islamische Gelehrte übersetzten die Werke der antiken Philosophen in das Arabische, erfanden das dezimale ►Zahlensystem und übernahmen die Kunst der Papierherstellung von den Chinesen. Al-Fazari entwickelte im 8. Jahrhundert das Astrolabium und stellte die ersten Tafeln der Planetenbewegungen auf. Al-Khwarizmi befasste sich mit Lösungsmethoden für lineare und quadratische Gleichungen; auf ihn gehen die Begriffe Algebra und Algorithmus zurück. Ibn Haiyan entwickelte die Grundlagen der modernen Chemie. Islamische Akademien zogen Studenten aus allen Teilen des Reiches an. Das islamische Reich wurde neben China zur führenden Weltzivilisation, der damaligen christlichen Welt nicht nur kulturell und militärisch, sondern auch ethisch überlegen.

Astrolabium des Al-Fazari

Der Niedergang des Islam

Im 11. Jahrhundert begann der Niedergang. Wirtschaftskrisen, Zersplitterung in einander bekämpfende Strömungen der Schiiten und Sunniten, zunehmende religiöse Intoleranz und Dekadenz führten zu einem Verfall der islamischen Kultur innerhalb weniger Jahrhunderte. Kulturzentren wie Bagdad und Cordoba gingen vorübergehend oder endgültig verloren. Das einst mächtige islamische Reich zerfiel in Einzelreiche, die weiter in Rückständigkeit versanken. Der Islam versuchte den Niedergang durch Festklammern an Traditionen aufzuhalten und bewirkte damit das Gegenteil. Erst im 16. Jahrhundert entstanden drei neue Großreiche in der Türkei, Persien und Indien. Sie konnten jedoch die frühere Vorherrschaft des Islam nicht wiederherstellen. Das Erbe islamischer Kultur und Wissenschaft trat stattdessen der christliche Westen in der Zeit der Renaissance an.

Die heutige militante und fundamentalistische Abart des Islam, der Islamismus, wird nur von einer Minderheit der Moslems unterstützt. Nach Ansicht von Islamwissenschaftlern entsteht er durch einen tiefen Verlust des islamischen Selbstwertgefühls. Dieser Minderwertigkeitskomplex, der in islamischen Ländern wie auch unter islamischen Einwanderern westlicher Staaten grassiert, wird zum einen geschürt durch Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit und mittelalterliche Denkschemata vieler geistlicher Führer des Islam. Zum anderen fördert ihn auch eine so empfundene kulturelle Invasion und arrogante Politik des Westens. Die intoleranteste Form des Islam, der Wahabismus in Saudi-Arabien, lehnt Kultur, Wissenschaft, Frauen- und Menschenrechte in fast jeder Form ab. Eine allgegenwärtige Religionspolizei sorgt dort mit Prügeln und Repressionen für die rechte islamische Gesinnung. Der Wahabismus wird ausgerechnet von den ►USA durch ihre Unterstützung der saudischen Monarchen gefördert. Jedoch gibt es auch Anzeichen für allmählichen islamischen Fortschritt, wie etwa der TV-Sender Al-Jazeera in Katar, der sich zur Stimme eines modernen Islam entwickelt hat.

Das islamische Jenseits

Der Jenseitsglaube des Islam ähnelt dem ►katholischen. Der menschliche Körper ist nur die äußere Hülle, die das Leben auf der Erde ermöglicht. Die Seele aber ist unsterblich. In der Stunde des Todes führt der Todesengel die Seele zum Partikulargericht. Hat der Mensch ein Gott wohlgefälliges Leben geführt, so sind ihm all seine Sünden vergeben. Andernfalls wird die Seele zu einer vorerst endlichen Zeit der Qualen verdammt.

Wie im Christentum erfolgt die endgültige Auferstehung erst am Tag des Jüngsten Gerichts, das jedoch hier eher einer ordentlichen Gerichtsverhandlung ähnelt. Jesus tritt als Ankläger auf, Mohammed oft als Verteidiger, Gott ist der Richter. Danach führt ein Engel die Toten über eine Brücke, die schmaler ist als ein Haar und schärfer als ein Schwert. Darunter lodert das Höllenfeuer. Die Verurteilten und die Ungläubigen stürzen hinab. Die Gerechten jedoch passieren unbeschadet und treten ins Paradies ein, wo ►ewige Freuden auf sie warten.


Weblinks zum Thema

■ Harun Yahya - Islamic Creationism
■ The Religious Policeman
■ Religions of the World
■ Der Koran - kommentiert von Adel Koury

 

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