Laplacescher Dämon, ein hypothetisches allwissendes Wesen, das Ort, Masse und Geschwindigkeit aller Materieteilchen und Kraftfelder im Universum kennt.

Der französische Naturforscher P.S. Laplace glaubte wie viele seiner Kollegen Anfang des 19. Jahrhunderts, dass die gesamte Welt durch einfache mechanische Kraftgesetze beschrieben werden kann:

"Ich habe versucht nachzuweisen, dass alle Naturphänomene letztendlich auf Wechselwirkungen von Molekül auf Molekül aus der Distanz reduziert werden können, und dass die Theorie dieser Wechselwirkungen die Basis einer mathematischen Theorie der Naturphänomene sein muss."*

Mit Kenntnis der Wechselwirkungen und des augenblicklichen Zustands der Welt kann der Laplacesche Dämon folglich die zukünftige Entwicklung in allen Einzelheiten ableiten. Somit ist die Welt vollständig vorherbestimmt. Freier Wille ist eine Illusion und die Seele ein Mythos.

Seit der Entwicklung der Quantentheorie im 20. Jahrhundert weiß man allerdings, dass eine vollständige Bestimmung des Zustandes der Welt aufgrund der Unschärferelation nicht möglich ist. Zudem wird unsere Welt von echtem Zufall bestimmt; aus der Kenntnis des aktuellen Zustands eines Systems lassen sich also nur Wahrscheinlichkeitsaussagen über dessen weitere Entwicklung ableiten. Folglich hat der freie Wille, wenn auch nur auf Basis von Quantenphänomenen, weiterhin eine physikalische Berechtigung.

 


* P.S. Laplace, Sur les mouvements de la lumière, Mem. Inst. France 10, 1810

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